HörHülle
Ein Klangkunstprojekt für Schülerinnen und Schüler aus Augsburg
Mitwirkende: Christian Z. Müller / Agnes-Bernauer-Realschule, Volksschule Centerville-Süd, Förderzentrum für Hörgeschädigte
Zeit und Ort: 1. Oktober 2009 bis 17. Juli 2010, in den Schulen / Präsentation: Juli 2010, Alte Schmiede, ehemaliges AKS-Gelände Augsburg
Kooperationspartner: Architekturwoche A5
Die zeitgenössische Musik und die Klangkunst haben das Verhältnis von Musik und Architektur/Raum zum Thema gemacht und viele neue Formen der Klang- und Musikwahrnehmung entwickelt. Mit dem Projekt "HörHülle", das von Herbst 2009 bis Juli 2010 an drei Augsburger Schulen lief, sollten die Zusammenhänge von Musik und Raum, Architektur und Klang anschaulich untersucht werden. Im Zentrum dieses Vermittlungsprojekts zwischen Neuer Musik und Raum standen nicht technische Details; es ging vielmehr um das Niederreißen von Vorurteilen, um das Neugierigmachen, das Unvoreingenommensein, also um die Akzeptanz von "Neuem" und "Ungewohntem".
Aufgabe der "HörHülle" war die Konzeption eines temporären Klangraums. Die Ausgangslage: Aus allen erdenklichen und verfügbaren Materialien sollten Schülerinnen und Schüler unter Anleitung ein begehbares räumliches Gebilde erstellen, das in Beziehung zu Klang bzw. Musik steht - sei es, dass das Bauwerk aus klingenden Bauteilen besteht (= Klangarchitektur), oder dass Klänge über eine installierte Sound-Anlage hörbar sind (= Klanginstallation), oder dass das Bauwerk durch Musiker bespielt wird (= Konzertbau). Als Materialien konnten Ölfässer, Europaletten, Biertische, Getränkekisten, Schrottteile und dergleichen mehr Anwendung finden.
Drei Augsburger Schulen nahmen an diesem Projekt teil: Die Agnes-Bernauer-Realschule, die Volksschule Centerville-Süd und das Förderzentrum für Hörgeschädigte - ganz besonders interessant, denn hier arbeiteten Kinder am Projekt, die Musik und Klang nicht über das Ohr, sondern über die Berührung, das Auge, den Rhythmus wahrnehmen. Ohne die Unterstützung der Lehrkräfte - auch hier wurde interdisziplinär gearbeitet, Kunst- und MusiklehrerInnen arbeiteten Hand in Hand - wäre das Erreichte nicht möglich geworden.
Den Einstieg in das Thema begann mit einem Besuch des Gaskessels in Oberhausen. Die folgenden Stunden waren mit den unterschiedlichsten Begegnungen und Aufgaben erfüllt. Das unvoreingenommene Hören von Musik aller Art, nicht nur Neuer Musik, und die Betrachtung von Bildern von Architekturen quer durch die Geschichte machten dabei den Anfang und sorgten für die ersten Aha-Erlebnisse. Die SchülerInnen zeichneten zu einem mehrmals gehörten 5-minütigen Musikstück auf einem 2 Meter langen Papierstreifen mit; sie bauten utopische Architekturmodelle aus Fundobjekten und anderen Materialien. Die Kinder improvisierten auf einer Sammlung von unterschiedlichsten Selbstklingern wie Blechen, Gongs, Spiralfedern, Stangen und Becken, und lauschten den ominösen Tönen eines Theremins.
In circa 12 "Sitzungen" bewegten sich die ProjektteilnehmerInnen vom 2- zum 3-dimensionalen Raum, probierten Materialien auf ihre Klangqualität hin aus, testeten aber auch, wie man mit ihnen bauen kann; erfuhren von Parallelen wie Rhythmus, Proportion, Räumlichkeit, Symmetrie, Abstraktion.
Am Ende entstanden drei "HörHüllen", die im Rahmen der Architekturwoche A5 im Juli 2010 auf dem Gelände der ehemaligen AKS Augsburg ausgestellt wurden.
Das Projekt gewann 2010 den junge ohren preis des Netzwerks Junge Ohren in der Kategorie "LabOhr".